Donnerstag, 22. August 2013

Der Brummkreisel

In einer Ecke des Kinderzimmers lag achtlos ein alter Kreisel auf dem Boden herum. Schon wochenlang lag er einfach nur da und keiner schien ihn zu beachten. Wenn du genau hinhörst, dann kannst du ihn brummen hören: "Wenn mich doch mal jemand in die Hand nehmen würde. Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen."

Stefan, dem das Zimmer gehörte, kam zwar täglich herein und spielte in seinem Zimmer, aber den Kreisel hatte er schon sehr lange nicht mehr angerührt. Wahrscheinlich hatte er ihn längst vergessen.

Oft brachte Stefan, seinen Kindergarten - Freund Niklas mit nach Hause. Die beiden stürmten eines Tages mal wieder voller Freude ins Kinderzimmer und der Kreisel schöpfte neue Hoffnung: "Vielleicht spielt heute mal jemand mit mir", brummte er vor sich hin.

Doch Stefan und Niklas stürzten sich sogleich auf die Kiste mit den Bauklötzen - wie immer. "Hach", seufzte der Kreisel in der Ecke und zog traurig die Luft ein. Niedergeschlagen beobachtete er die beiden Jungs, die sich voller Eifer daran machten, eine riesige Ritterburg zu bauen.




"Wenn mich nur mal einer mit so geschickten Händen anfassen würde", jammerte der Kreisel bedrückt vor sich hin. "Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen".

Die Jungs bauten eifrig und die Burg wurde immer größer und höher. Ganz vorsichtig stapelten sie, ohne zu wackeln Stein auf Stein. An einer Stelle ließen sie eine Lücke, die für eine Zugbrücke vorgesehen war. Sie dachten einfach an alles. Ganz oben wurden Zinnen befestigt.

"Nun bauen wir noch einen Burggraben", schlug Niklas vor und holte sogleich blaue Tücher herbei. Diese legte er mit größter Sorgfalt um die Burg herum. Auf die Tücher legte er Steine und grüne Zweige. Stolz betrachtete er sein Werk. Doch Stefan schien damit gar nicht einverstanden zu sein. Als ob Niklas Gedanken lesen konnte, wetterte Stefan auch schon los: "Ich wollte, doch lieber eine Mauer um die Burg bauen und keinen dämlichen Burggraben. Das sieht doch aus, wie wenn ein Mädchen daran gebaut hätte". "Find ich gar nicht", gab Niklas beleidigt zurück "und außerdem, willst immer du bestimmen. Heute bauen wir mal so, wie ich es gern haben möchte." "Das ist aber mein Zimmer und es sind meine Bauklötze", schrie Stefan wütend zurück "also bauen wir die Burg so, wie ich sie haben möchte." "Dann bau sie doch allein, ich hab keine Lust mehr. Immer muss alles so sein, wie du es haben willst." Traurig und geknickt drehte sich Niklas um.

Doch in der Ecke freute sich jemand. Wenn du genau hinhörst kannst du den Brummkreisel brummen hören: "Haha", so ist´s recht, nun spielt vielleicht doch endlich jemand mit mir. Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen".


Doch Niklas dachte gar nicht daran. Er setzte sich auf Stefans Bett und holte sich ein Bilderbuch. Lustlos begann er darin zu blättern. Nach einer Weile brach Stefan endlich das Schweigen "Na gut, du hast recht, wir lassen deinen Burggraben stehen", spielst du dann wieder mit? Niklas ließ sich schnell überreden und als Stefan, die Idee eine Fahne oben an den Turm anzubringen, auch noch gut fand, war der Streit endgültig beendet. Mit vereinten Kräften bauten sie weiter und vergaßen dabei die Zeit. Der Brummkreisel lag noch immer vergessen in der Ecke und brummte traurig vor sich hin: "Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen".


Plötzlich klopfte es an der Kinderzimmertür. Stefans Mutter kam herein und mit ihr, Ida - die kleine Schwester von Niklas. "Ida ist´s unten bei uns so langweilig, könnte sie ein bisschen mit euch mitspielen?" fragte Stefans Mutter. Stefan war von der Idee ganz und gar nicht begeistert. "Die macht uns nur alles wieder kaputt", murmelte er und warf seine Mutter einen grimmigen Blick zu.
Doch Ida war schon längst im Kinderzimmer auf Erkundungstour. Krabbelnd näherte sie sich dem Kreisel in der Ecke und schon patsche sie mit ihren kleinen Händchen darauf herum.

Wie freute sich da der Kreisel, laut und fröhlich brummte er: "Endlich spielt wieder jemand mit mir. Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen."
Doch Ida schaffte es leider nicht, den Kreisel anzudrehen. Immer wieder stellte sie ihn zwar auf, aber kurz darauf viel er wieder um. Dem Kreisel wurde schon ganz schwindelig und er konnte gar nicht mehr brummen. Er heulte nun richtig vor sich hin: "Ich glaube, ich kann gar nicht mehr tanzen. Ich muss es wohl verlernt haben."

Stefan, drehte sich unbeeindruckt weg und widmete sich wieder der Ritterburg zu, doch Niklas stand nach einiger Zeit auf und ging zu Ida und dem Kreisel hinüber.


Genauestens betrachtete Niklas diesen seltsamen Kreisel. "Hmmm, so einen hab ich ja noch nie gesehen", sagte er zu Ida. "Mal sehen wie schön er aussieht, wenn er sich dreht". Nach mehreren Versuchen schaffte es Niklas endlich den Kreisel in Bewegung zu setzen.
"Toll!" Er drehte sich und tanzte und dazu spielte er eine wundervolle Musik. Der Brummkreisel wurde immer fröhlicher. "Ich kann’s ja doch noch, ich kann’s ja doch noch", jubelte er vor lauter Freude und wirbelte noch schneller um die eigene Achse herum. Ida jauchzte vor Freude und klatsche in die Hände. Auch Niklas war ganz begeistert und angetan von diesem tollen Spielzeug. Er konnte seine Finger gar nicht mehr weg lassen und seine Augen nicht mehr abwenden. Immer und immer wieder musste er den Kreisel drehen.Niklas
und Ida hatten mit dem Kreisel so viel Spaß, dass sie selbst anfingen sich zu drehen - wie der Kreisel. Sie tanzten und wirbelten durch das Kinderzimmer.

Bis plötzlich der Brummkreisel ganz nah an die Ritterburg kreiselte. Vor Schreck hielt sich Niklas die Hand vor den Mund. Doch zu spät. Es krachte - wrums - und der Kreisel stieß an. Die ersten Bauklötze fielen um. Stefan kochte vor Wut, nahm den Kreisel und warf ihn wütend unter sein Bett.

"Aua", brummte der Kreisel. Niklas blickte zu Boden und sagte: "Das hab ich nicht absichtlich gemacht." Ida war ganz still, sie hört den Brummkreisel fröhlich pfeifen: „Endlich hat mich jemand in die Hand genommen. Das Drehen und Tanzen macht so einen Spaß!“.
Auch die beiden Jungs konnten den Kreisel hören, sie blickten sich erstaunt an und alle drei begannen zu lachen. Fröhlich holten sie den Kreisel wieder hervor und das Spiel begann von Neuem.


Vielen Dank an Niklas & seine Mama Inge für die tollen Fotos zu meiner Geschichte.

Montag, 19. August 2013

Luftballon-Geschichten

Ein weiteres Sprachspiel, das mir persönlich sehr gut gefällt ist dieses hier:

Ihr füllt Luftballons mit unterschiedlichen Materialien.
z.B.: einem kleinen Ring, einer Feder, etwas Konfetti, einem Glöckchen...
Pro Luftballon bitte nur einen Gegenstand hinein geben.

Nun bindet ihr die Luftballons an eine Schnur. Diese hängt ihr so auf, dass die Kinder mit gestreckten Armen die Luftballons berühren können. Jedes Kind, darf nun reihum einen Luftballon platzen lassen (wer möchte, mit Hilfe einer Nadel) und staunen welchen Gegenstand es gefunden hat. Zu jeder Kleinigkeit wird nun ein Satz oder eine kurze Geschichte erfunden.
Was fällt euch dazu ein? Wem könnte der Gegenstand gehören? Wie sieht er aus? Wie fühlt er sich an?

Samstag, 10. August 2013

Mein Rosenmärchen weckt Emotionen

Zwei ehemalige Kindergartenmamis von mir (Susanne Winkler und Simone Huber) haben vergangene Woche mein Rosenmärchen den Senioren aus Uttenweiler erzählt.

Sie haben dazu den Raum wunderschön dekoriert.

 

Zu Beginn haben die Senioren sich ihre Hände mit Rosencreme massiert, außerdem brannten Kerzen mit Rosenduft.
So wurde der komplette Raum mit dem Duft der Rose beduftet.


Mir wurde zurück gemeldet, dass die Senioren sehr emotional auf mein Märchen reagiert haben.
Sie konnten den Verlust der eigenen Mutter sehr gut nachempfinden.
Es sind einige Tränchen der Rührung gekullert und viele Erinnerungen an die eigene Mutter wurden geweckt.



Am Ende des Märchens gab es kräftigen Beifall.

"Ein Märchen, dass noch lange in Erinnerung bleibt..."


Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr mein Märchen euren Senioren erzählt habt und ich solche Emotionen auslösen durfte.
Vielen Dank für eure ausführliche Rückmeldung.

Die Sprachbox

In meiner Gruppe habe ich neulich eine schön verzierte Schachtel mit vielerlei Kleinigkeiten aufgestellt.
Zu Beginn habe ich nur beobachtet was die Kinder mit den Dingen machen:

  • Manche Kinder haben neugierig hineingeschaut und den Deckel der Kiste wieder geschlossen
  • Andere Kinder haben den Inhalt heraus geholt und genau betrachtet
  • Einzelne Kinder haben mit den Dingen begonnen zu Spielen - kleine Rollenspiele sind entstanden
  • Ein Kind hat die Kleinigkeiten der Größe nach sortiert
  • Ein anderes Kind hat mit geschlossenen Augen in die Kiste gegriffen und versucht zu ertasten was für Gegenstände sich darin befinden
  • Zwei Kinder haben gemeinsam mit den Schätzen ein Bild gelegt

Danach habe ich den Kindern verschiedene Impulse zur Sprachförderung gesetzt:

  • Die Dinge nach dem Anfangsbuchstaben sortieren
  • Mehrere Dinge herausnehmen und versuchen daraus eine Geschichte zu erzählen
Mein Schwerpunkt hierbei war allerdings hauptsächlich:
  • Aus zwei Kleinigkeiten ein zusammengesetztes Wort zu bilden

In der Schachtel waren unter anderem diese Dinge:

  • ein kleiner Vogel
  • ein kleines Haus
> daraus ergibt sich das Wort: "Vogelhäuschen"


  • ein Würfel
  • ein Zuckerpäckchen
> daraus entsteht das Wort: "Würfelzucker"

  • ein Gummi
  • ein Bärchen
> daraus bildet sich das Wort "Gummibärchen"

  • ein kleines Haus
  • ein Puppenschuh
> daraus ergibt sich das Wort "Hausschuh"

  • ein Milchzahn
  • ein Bild einer Fee
> daraus entsteht das Wort "Zahnfee"

  • eine Sonne
  • eine Blume
> daraus bildet sich das Wort "Sonnenblume"



Wie ihr seht, ist es sinnvoll Kleinteile aufzubewahren und den Kindern bereit zustellen.
Es bieten sich unzählige Spielmöglichkeiten.