Donnerstag, 3. Juli 2014

Rosenmärchen - Rosalie 2014

Heute möchte ich euch mein 2. Rosenmärchen präsentieren.
Ich habe es für das Rosenfest bei Primavera, am vergangenen Wochenende verfasst.
Letztes Jahr gab es den ersten Teil dazu. Diesen könnt ihr weiter unten finden.
Ich wünsche euch viel Freude mit meinen Märchen und freue mich über eine Rückmeldung von euch.

Dufte Grüße
Tanja Laupheimer




Rosalie

Vor vielen vielen Jahren lebte ein kleines, 5-jähriges Mädchen namens Rosalie. Manche von euch haben vielleicht schon mal etwas von ihr gehört. Manche vielleicht auch nicht. Ich möchte euch heute von ihr erzählen:

Rosalie war ein Waisenkind, denn ihre Eltern waren bei einem Unfall verstorben. Rosalie wohnte seither bei ihrer Tante und ihrem Onkel. Dennoch fühlte sie sich schrecklich allein und vermisste ihre Eltern sehr.

Rosalie war so traurig, dass sie sich jeden Tag in ihrem Zimmer verkoch. Den ganzen Tag lag sie auf ihrem Bett und dachte nach. Die Rollläden hatte sie bis ganz nach unten geschlossen, so dass es beinahe völlig dunkel in ihrem Raum war.  Sie hatte diesen Raum schon lange nicht mehr verlassen und sie empfing auch keinen Besuch. Der einzigste Mensch, außer ihr, der dieses Zimmer täglich für wenige Minuten betreten durfte war ihre Tante. Jeden Morgen brachte sie ihr Frühstück ans Bett. Doch Rosalie brachte kaum einen Bissen hinunter, obwohl sich ihre Tante solche Mühe gab und ihr immer etwas besonders leckeres servierte. Normalerweise verschwand ihre Tante schnell wieder, doch eines Tages war es anderes. Sie zog die Rollläden nach oben und öffnete das Fenster. Das hatte sie noch nie getan. Dies war neu, neu für Rosalie. Ihre Augen mussten sich erst an das helle Licht gewöhnen. Sie blinzelte einige Male und blieb ganz still liegen, bis ihre Tante das Zimmer wieder verlassen hatte. Erst dann schlich sie langsam auf Zehenspitzen zum Fenster und blickte hinaus. Sie spürte den warmen Sommerwind auf ihrer nackten Haut. Lange blieb sie am Fenster sitzen, hörte den Vögeln zu, betrachtete die Schmetterlinge die lustig umher tanzten, staunte über die bunte Blütenbracht und schnupperte ihren herrlichen Duft.

Erst nach langer Zeit, kam ihr der Gedanke nach draußen zu gehen. Sie wollte das saftige Gras unter ihren Füßen spüren. Langsam ging sie zum Kleiderschrank, der ganz hinten in der Ecke des Raumes stand. Sie öffnete die Tür und blickte hinein. Was sollte sie anziehen? Sie hatte schon so lange nichts anderes mehr angezogen als ihre Nachthemden. Ob ihr überhaupt noch etwas passen würde? So lange hatte sich nichts mehr Warmes gegessen, ganz dünn war sie geworden. Vorsichtig fing Rosalie an die Kleidungsstücke auf den Bügeln hin und her zu schieben. Sollte sie das hellblaue Kleid anziehen? Oder lieber die Bluse die sie früher so gerne getragen hatte? Sie war unschlüssig. Beinahe war sie soweit den Kleiderschrank wieder zu schließen und sich zurück ins Bett zu legen, doch dann entdeckte sie etwas Rosanes. Was war denn das? Rosalie musste sich ganz nach unten bücken und sich richtig strecken, dass sie dieses rosane Etwas greifen konnte. Behutsam nahm sie es in die Hand und holte dieses Ding heraus. Sie betrachtete es neugierig von allen Seiten. Es fühlte sich gut an in ihrer Hand, warm und weich zugleich. Wenn sie es ein wenig drückte konnte sie etwas Hartes unter dem rosa Stoff fühlen. Was da nur so besonders schön eingepackt war? Ob sie es auspacken dürfte? Rosalie blickte sich im Zimmer um. Es war ja niemand da. Sie konnte es hinterher heimlich wieder einpacken und zurück legen. Das würde sicherlich niemand bemerken.

Äußerst vorsichtig löste Rosalie die Schleife und faltete den rosa Stoff auseinander. Zum Vorschein kam ein kleines, wunderschön verziertes Fläschchen. Es glitzerte und funkelte in allen möglichen Farben. Wundervoll sah das aus. Hatte sie einen Schatz gefunden? Wer hatte diesen in ihrem Kleiderschrank versteckt? Rosalie wurde ganz aufgeregt. Ist das geheimnisvoll, dachte sie. Langsam drehte sie am Verschluss um das Fläschchen zu öffnen. Zu groß war ihre Neugier. Sie musste einfach wissen was sich darin verbirgt. Der Flaschendeckel war noch nicht vollständig geöffnet, doch ein wundervoller, kostbarer Duft strömte aus der Öffnung. Rosalie reckte ihre Nase und atmete tief ein und aus. Diesen Duft hatte sie schon einmal gerochen. Nur wo? Sie dachte nach und dann viel es ihr ein. Ihre verstorbene Mutter hatte immer so herrlich geduftet, nach dem sie ein ausgiebiges Bad in der Wanne genommen hatte. Wie oft saß Rosalie gemeinsam mit ihr in der Wanne und hatte danach genau so wunderbar geduftet. Jetzt erinnerte sie sich. Als ihre Mutter das Badewasser in die Wanne einließ, hatte sie dieses Duftsalz ins heiße Wasser gestreut. Der herrliche Duft verbreitete sich dann im ganzen Raum. Rosalie hatte diese Momente direkt vor ihren Augen, so sehr erinnerte sie der wundervolle Duft. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Beinahe war es ihr, wie wenn ihre Mutter sie fest in den Arm nehmen und an sich drücken würde. „Rose“, murmelte Rosalie vor sich hin „Rose“. Genau es war der Lieblingsduft ihrer Mutter, Rosenduft. Deswegen hatte sie Rosalie diesen Namen bei ihrer Geburt gegeben. Weil ihre Mutter Rosen so liebte.

Rosalie schmunzelte vor sich hin, hielt das kostbare Fläschchen wie einen Schatz in ihrer Hand und bemerkte nicht, dass sich die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet hatte. Ihre Tante war herein gekommen, auch sie hatte den Duft bis nach unten in die Küche gerochen. Auch sie hatte sich sofort an Rosalies verstorbene Mutter erinnert. Ganz langsam ging sie auf Rosalie zu und nahm sie fest in ihre Arme. „Ich weiß, du vermisst deine Mutter sehr“, sagte sie „Ich auch, aber diese wundervolle Duft wird uns immer an sie erinnern“.

Rosalie schmiegte sich fest in die Arme ihrer Tante, dachte an ihre Mutter und lächelte. „Ja dieser Duft, wird mich immer an Mama erinnern“
 
 

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